Das erste Mal, dass ich etwas testhäkle.
Im großen Projekt der Gruppe Korallenriff häkeln tauchen immer wieder interessante Projekte auf, die einige entwickelt haben und als Anleitung zur Verfügung stellen. Von Manfredovna habe ich zwei Anleitungen zum Test bekommen, einmal für die Röhrenkoralle, einmal für eine spezielle Plattenkoralle.
Eingangs ein paar Worte zum Testricken/-häkeln.
Häufig liest man bei Projekten “ich durfte das Modell für xyz häkeln”.
Ich freue mich auch, dass ich eine Anleitung vorab ausprobieren darf, allerdings spüre ich dabei auch eine gewisse Verpflichtung, meine Testarbeit zu kommentieren und nicht nur das Pattern abzugreifen, wie ich es oft beobachtet habe.
Allgemein zu den beiden Anleitungen:
Bei der Projektbeschreibung bei beiden Anleitungen merkt man: die Designerin ist nicht nur darauf aus, das Modell als “L’Art pour L’Art” zu kreieren, sondern auch verschiedene Verwendungsmöglichkeiten anzubieten. Unterschiedliche Zugangsmethoden werden kombiniert: schriftliche Beschreibung, Bildmaterial, Häkelschrift.
Die Anleitung für die Röhrenkoralle ist bei aller Schlichtheit des Modells sorgfältig und detailreich ausgearbeitet.
Angefangen beim Inhaltsverzeichnis bis hin zu den Abkürzungen für die verwendeten Maschenarten und Arbeitstechniken.
Trivia, wie das Arbeitsmaterial und die Größe des fertigen Produkts (wichtig!) werden ergänzt durch die Beschreibungen Konstruktion, Ausarbeitung, Verzierung, Verwendung.
Bei der Röhrenkoralle ist die Definition eines Verwendungszwecks etwas schwieriger, da man sie ausreichend groß entwickeln muss, um ein Repertoire zum Befüllen zu haben, hier zitiere ich aus der Anleitung “z.B. als Geschenkverpackung, für kleine Schnapspullis, als Umhüllung für kleine Fläschchen im Bad, oder zum Sammeln von Kleingeld, abgegangenen Knöpfen oder herrenlosen Schrauben”.
Ich selbst hätte noch als Idee: Umhüllung für kleine Väschen oder Reagenzgläser …, bei größeren Korallen kann man ein (hässliches) Trinkglas hineinstellen und als Vase nutzen.
Die Anleitung ist einfach nachzuhäkeln, eine Reihe-für-Reihe-Anleitung. Der komplexere Rand ist ausführlicher beschrieben und mit aussagekräftigem Bild (nicht immer selbstverständlich) ergänzt. Für die Korallenarme und den Abschlussrand gibt es auch eine Häkelschrift.
Ich habe die erste Koralle (fast) nach Anleitung gehäkelt. Meine Abwandlung bezieht sich auf die letzte Runde, um den oberen Rand zu erweitern. Hier häkelte ich die Runde von innen, um den Fransenrand in die Öffnung zu bekommen.
Einige Korallen habe ich auf diese Weise gearbeitet, einige, wie in der Anleitung beschrieben, diese gefallen mir besser.
Dann habe ich Katharinas Anregung aufgenommen, mit den Größen zu spielen, also breitere, höhere oder kleinere Korallen zu häkeln. Für eine Gruppierung sieht das auf jeden Fall lebendiger aus.
Die Anleitung ist so, wie ich sie mir wünsche. Für so ein kleines Projekt schon sehr üppig, aber ich habe ohnehin die Angewohnheit, mir einen Auszug, der sich eng aufs Muster bezieht, in eine Word-Datei zu kopieren und nach Bedarf auszudrucken.
28.07.2021
Die Anleitung für die Plattenkoralle lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Da der Anlass, Plattenkorallen zu häkeln nun nicht so oft auftritt, bietet die Designerin an, andere Dinge mit der Plattenkoralle zu machen, beispielsweise ein Seifensäckchen, Duschschwamm, Untersetzer oder ein Spender für Kosmetiktücher. Also ein multivalentes Medium, wie man etwas hochgestochen sagen könnte.
Außerdem eine gute Möglichkeit, Reste aufzubrauchen.
Ich habe drei Plattenkorallen angefertigt, die erste, kleinere, mit Mundöffnung hochgestülpt, nicht ganz authentisch, aber darauf kommt es nicht an.
Bei der zweiten habe ich die Tentakelnöppchen weggelassen, dafür aber die Größe geändert, indem ich die Maschenzahlen pro Gruppe um den Faktor 1 erhöht habe.
Einfacher ausgedrückt: statt in jeder Maschengruppe 3 Maschen habe ich 4 Maschen genommen, statt 6 Maschen in der Mitte 8 Maschen. Die Mundöffnung sieht nun realistischer aus.
Die dritte Koralle ist ebenfalls mit der größeren Maschenzahl, aber anderem Garn.
Es gibt in der Anleitung zwei Möglichkeiten, die Furchen aufzuhäkeln:
- die Furchen werden gleich gehäkelt, wenn mit dem Hauptgarn ein Abschnitt fertig ist, man häkelt die Noppenfurche also hinterher und ist so immer auf dem neuesten Stand
- Man häkelt die Furchen, wenn die Arbeit mit der Hauptfarbe abgeschlossen ist
Ich fand die zweite Variante einfacher, aber ist wird einem bewusst, wie viel Arbeit das ist. Die Naht habe ich nach dem Aufhäkeln geschlossen.
Ich habe die Zierfarbe bei der Wende jedoch nicht auf der Vorderseite zur anderen Furche geführt,sondern auf der Rückseite, ist eine reine Geschmacksfrage.
Die Anleitung ist sehr umfassend, ich empfehle, sie einmal ganz durchzulesen, bevor man beginnt.
Beim Lesen sind einem manche Dinge nicht auf Anhieb klar. Wenn man jedoch vertrauensvoll beginnt, erschließen sie sich automatisch. Die umfassende Begleitung mit Bildern ist ebenfalls sehr hilfreich.