Sophia Bärli in Frelighsburg
Finished
February 17, 2015
no date set

Sophia Bärli in Frelighsburg

Project info
Knitting
deutsche stricker/innen die in den vereinigten staaten leben
Needles & yarn
Notes

Sophia Bärli ist ein kleiner Teddy, der schon seit einem Jahr rund um die Welt unterwegs ist. Sie besuchte mehrere Mitglieder der Gruppe Deutsche Stricker/innen die im Moment in der USA leben und hat viel Spass gehabt. Hier erzählt sie, was sie bei “vieuxrouet”, die eigentlich Franziska heisst, in Frelighsburg erlebt.
Franziska ist zwar Schweizerin und lebt in Kanada, aber sie darf netterweise trotzdem in der Gruppe mitmachen. Nun lassen wir aber Sophia selbst zu Worte kommen:

Hallo Ihr Lieben alle!
Nun war ich lange, lange unterwegs! Erst ging es wieder zurück über den Atlantik, bis nach Montréal, und von dort dann in ein kleines Dorf ganz nah an der Grenze zu den USA. Frelighsburg heisst der kleine Ort, und dort gibt es nicht einmal ein Postbüro. Die Leute, die ein Paket bekommen, können dieses in einem kleinen Laden bei der Tankstelle abholen, so einen Laden nennt man hier “Depanneur”. Dort blieb ich dann mehrere Tage in meiner Kiste. Zum Glück hat Evi mir genug Wegzehrung eingepackt, aber langsam wurde es mir langweilig. Ich hatte es ja zwar sehr bequem mit meinem Kissen und der gemütlichen Decke, und kalt war mir auch nicht, aber ich konnte ja nichts sehen. Aber offenbar war meine Kiste gerade unter der Ladentheke deponiert, und so konnte ich die Leute reden hören. Weil es ein kleines Dorf ist, werden da allerlei Neuigkeiten ausgetauscht, über das Wetter geredet und Dorfklatsch weitergegeben. die leute reden französisch oder englisch, und manchmal beides durcheinander, so ist dashier offenbar. Aber da ich mittlerweile ein weitgereistes Bärli bin, verstehe ich alles ohne Probleme. In den Tagen, die ich dort verbracht habe, wurde vor allem über das sogar für Kanada sehr kalte Wetter geklagt, von Autos, die nicht anspringen wollten und solchen Sachen, und einmal hörte ich auch den Namen Franziska. Das ist doch meine neue Gastmutter, dachte ich, holt sie mich wohl jetzt endlich ab? Doch dann erzählte die Kundin der Frau an der Kasse, dass die Franziska im Spital sei, da sie sich das Becken gebrochen habe. O weia, dachte ich mir, das kann ja noch lange dauern, bis ich hier rauskomme.
Doch heute, endlich, nach langem, langem Warten, kam eine Frau und fragte, ob nicht ein Paket für die Franziska da sei. sie hatte zwar den Zettel zum Abholen nicht, aber die Frau an der Kasse kennt offenbar die Leute im Dorf genau, und weil sie auch wusste, dass Franziska im Moment nicht mobil ist und Sandra, die Frau die nach dem Paket fragte, Franziskas beste Freundin ist, wurde ich in meiner Schachtel über die Theke gereicht und kam so endlich, endlich an meinem neuen Reiseort an!

Das ist meine Reisepaket, endlich auf Franziskas Stubentisch angekommen! Auch wenn es sehr gemütlich eingerichtet ist in meiner Reisekiste, bin ich doch froh, dass ich endlich wieder Licht sehe!

Franziska war ganz aufgeregt, als ihre Freundin Sandra mit dem Paket ankam. Endlich! rief sie, die arme Sophia! Und dann musste sie natürlich Sandra genau erzählen, wie das ist mit dem kleinen Reisebären, von der tollen Gruppe auf Ravelry, und dass man bei solch tollen Aktionen mitmachen kann, wenn man strickt. (Sandra strickt eben nicht…) Und weil es natürlich noch viel mehr Spass macht, wenn man so ein Überraschungspaket gemeinsam auspackt, habe ich gleich beide Freundinnen zu Gesicht bekommen. Franziska gab mir einen dicken Kuss zur Begrüssung und dann durfte mich auch Sandra in die Hand nehmen. Derweil packte Franziska die andern Sachen aus, und kam aus dem Entzücken nicht heraus. Sie sagte aber, dass sie dann später noch Fotos von all dem Inhalt machen werde, jetzt müsse ich erst mal richtig ankommen. Die beiden Frauen naschten ein wenig von der leckeren Schokolade, die ich von meiner Wegzehrung noch übriggelassen hatte, und dann wurden meine Kleider, Kissen und Decke genau inspiziert. Plötzlich bemerkte Sandra, dass mir ein Schuh fehlt. Ich habe gar nicht gemerkt, wo ich den verloren habe.
“Aber du kannst ja stricken” sagte Sandra zu Franziska, und zeigte mir die neuen Socken, die Franziska gerade für sie gestrickt hat. Sandra kümmert sich nämlich total lieb um die verunfallte Franziska. Ich soll später mehr darüber erfahren, wurde mir gesagt. Nun hoffe ich, dass ich auch so schöne blaue Socken kriege wie Sandra!
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Wow, nun ist es schon Abend, Franziska hat einen Mittagschlaf gemacht, und ich bin dann auch eingeschlafen.
Und eben, während Franziska am tippen war, was ich ihr so diktiere, kam die Nachbarin Susan herein. Sie kümmert sich um Franziskas Holzzentralheizung, weil meine Gastmutti im Moment nicht gut laufen kann. (Was genau passiert ist, erzählt sie mir morgen, hat sie versprochen). Ich wurde Susan vorgestellt, eine wirklich nette Frau. Franziska scheint viele tolle Freundinnen zu haben, auch wenn sie, wie ich herausgefunden habe, allein lebt. Ich bin ja gespannt, was ich hier so alles erleben werde!
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Heute haben wir uns ein wenig besser kennengelernt, Franziska und ich. Sie wusste ja von mir schon so allerlei, weil meine vorherigen Gastmütter so tolle Bilder und Berichte hier reingestellt haben. Darum hat sie mir ein wenig von ihr erzählt. Dass sie sich am 1. Februar das Becken gebrochen hat, weil sie die Treppe von der Küche zur Eingangstüre runtergefallen ist, das hatte ich ja schon hintenrum vernommen. Aber ich wusste nicht, dass sie schon seit bald zehn Jahren zwei künstliche Hüftgelenke und einen steifen Fuss hat. Sie war früher, als sie noch mit dem Vater ihrer Kinder zusammen war, eine Bäuerin, und hat sehr viel und hart körperlich gearbeitet, und das hat ihren nicht so starken Knochen nicht gut getan. Vor neun Jahren hat sie erfahren, dass sie Krebs im Bauch hat, und damals musste sie sich operieren lassen und kriegte Chemotherapie, davon wurde ihr fürchterlich schlecht und alle Haare fielen ihr aus. Ich hoffe sehr, dass mir das nie passiert, stellt euch vor, ein Bärli ganz ohne Pelz! Aber es ging ihr bald wieder besser, doch dann hat der Bauer ihr gesagt, dass er lieber mit jemand anderem zusammenleben möchte. Das war ganz schlimm für sie, und sie war sehr traurig, denn sie hatte den Bauern immer noch lieb. Aber sie ist dann nach Frelighsburg gezogen und hat noch einmal einen neuen Beruf gelernt, therapeutische Massage und Cranio-Sacral-Therapie. Sie hat mir gesagt, dass sie mir das genauer erklärt, wenn wir dann an ihren Arbeitsort gehen, sobald sie wieder richtig laufen und Auto fahren kann. Im Moment rollt sie allerdings im Bürostuhl in der Wohnung herum und wenn sie in die Küche will, nimmt sie das “Gehböckli”. Ich durfte drauf sitzen und mitkommen in die Küche. Ich bin ganz gespannt, was sie dort wohl kochen wird!
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Nein, wir haben diesmal nichts gekocht, obwohl Franziska das sehr gerne macht. Sie hat mir erzählt, dass vor anderhalb Jahren der Krebs wieder ausgebrochen ist, und weil sie in der Zwischenzeit einiges über Naturheilverfahren gelernt hatte, beschloss sie, ihre Ernährung umzustellen. Eine ganze Weile hat sie nur Rohkost gegessen, kein Fleisch, kein Fisch, keine Eier, keine Milchprodukte, kein Zucker, dafür viel Gemüse und Obst, Nüsse und Kerne. Das hat ihr sehr gut getan. Sie isst zwar heute auch wieder mehr Gekochtes, ab und zu auch mal Fisch oder Eier, ein wenig Milch im Kaffee (das hat sie nie ganz aufgeben können). Die Rohkost soll gut gegen Krebs und viele andere gesundheitliche Beschwerden helfen, und ganz besonders gut seien die grünen Säfte, hat sie mir erklärt. Grüne Säfte?? Woraus die wohl gemacht sind? Das sollte ich gleich herausfinden.
Da sie keine kleine Küchenschürze für mich hatte, hat sie mich kurzerhand mit einem trockenen Abwaschlappen gegen grüne Spritzer geschützt. Und dann ist sie zum Kühlschrank gehopst mit ihrem blauen Böckli und hat all die leckeren Sachen herausgeholt.

Nachdem sie die Zutaten gut gewaschen und in Stücke geschnitten hatte, wurden sie durch den “juicer” gedreht, nachher sah es so aus, im rechten Behälter der Saft und links das, was übrigbleibt, fast trocken ist es, so gut funktioniert die Maschine. Es ist ein Omega-Entsafter, und Franziska sagte, sie sei sehr zufrieden damit.

Den Saft muss man nachher etwas durchrühren, Franziska hat einen ganz kleinen Schneebesen (Schwingbesen, sagen die Schweizer), und mit dem durfte ich auch mal rühren.

Dann hat sie den Saft in zwei kleine Einmachgläser mit Schraubverschluss geleert, eins davon kam in den Kühlschrank für morgen, und das andere haben wir zusammen ausgetrunken. Ich habe aber Franziska den grössten Teil überlassen, sie muss doch schliesslich schnell wieder ganz gesund werden.

Franziska war nachher ganz müde, es ist das erste Mal, dass sie seit ihrem Unfall selbst Saft gemacht hat. Darum haben wir fast den ganzen Nachmittag in der sonnigen Stube auf dem Sofa geschlafen. Das macht mir nichts aus, Bären machen ja gerne Winterschlaf!
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Wow, habe ich gut geschlafen! Franziska hat nämlich den alten Puppenwagen aus dem Schrank geholt, in dem sie Spielzeug für ihre Enkel aufbewahrt. Die Puppen mussten alle in einer Schachtel schlafen, aber für mich wurde extra das Bettchen neu bezogen! Das Leintuch ist eigentlich ein Küchentuch, das Franziskas Grossmutter genäht hat für ihre Aussteuer. Das ist also fast 90 Jahre alt. Franziska scheint sowieso alte Sachen zu lieben, und von ganz Vielem weiss sie eine Geschichte dazu. Ich glaube, sie erzählt gerne Geschichten… Das Untergestell des Puppenwagens stammt noch aus ihrer eigenen Kindheit, als sie ein ganz kleines Mädchen war. Als ihre eigenen Kinder geboren wurden, hat sie von einem Korbflechter einen neuen Oberteil machen lassen, und so haben mehrere Generationen vom Puppen in diesem Wagen schlafen und spazierenfahren dürfen. Ich fühle mich ganz geehrt, dass ich den nun für die Zeit meines Aufenthaltes hier benutzen darf.

Ich durfte dann mit Franziska frühstücken, erst hat sie den Rest des grünen Saftes getrunken. Nachher hat sie sich einen Kaffee gemacht und einen Montreal-Style Bagel aufgebacken. Der war vielleicht lecker!

Unterdessen kam ihre Nachbarin Susan, um Feuer zu machen und das Futterhäuschen für die Vögel aufzufüllen. Ihr Hund Maya kommt immer mit, muss aber draussen bleiben. Das Futterhäuschen hängt vor dem Fenster gegenüber des Esstisches, so kann Franziska beim Essen die Kardinale, Meisen, Blauhäher, Spatzen und andere gefiederte Freunde beim Futtern beobachten. Gestern kamen sogar drei grosse schwarze Krähen, um das auf den Boden gefallene Futter aufzupicken. Da sind aber die kleineren Vögel alle verstoben.

Schliesslich durfte ich noch vom grossen Erkerfenster, wo Franziska viele Zimmerpflanzen hat, nach draussen schauen. Es ist ganz richtiger, kalter Winter mit viel Schnee. Da bin ich aber froh, dass ich mit meiner Gastmutti in der warmen Stube bleiben darf!

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Finished
February 17, 2015
no date set
 
About this pattern
Personal pattern (not in Ravelry)
  • Project created: February 17, 2015
  • Updated: January 19, 2016